Frauen in ihrer beruflichen Rolle

Warum sie oft auch an sich selbst scheitern

Frauen und Männer gehen unterschiedlich mit ihrer Karriereplanung um. Im Gegensatz zu ihren Kollegen haben Frauen oft mehr Selbstzweifel, ob sie für eine neue Aufgabe kompetent genug sind. Sie haben ein Mut-Defizit, zögern immer wieder und stehen sich damit selbst im Weg. Männer hingegen „machen einfach“ und erlauben sich, auf dem Weg nach oben zu lernen.

Warum ist das immer noch so? Schon als kleine Mädchen sind die meisten Frauen dazu erzogen worden, gefällig und hilfsbereit zu sein und für die emotionalen Bedürfnisse anderer Sorge zu tragen. Während Jungs früh lernen, stark zu sein und ranzugehen, werden Mädchen von vornherein Emotionalitäten zugeschrieben und erlaubt. Jungs sind Wettkämpfe von klein auf gewohnt und Empfindlichkeiten werden ihnen eher als Schwäche ausgelegt.

Die Wettkampf-Neigung ist einseitig anerzogen


Mädchen lernen demzufolge nicht, mit Konkurrenzsituationen umzugehen. Sie nehmen Rivalitäten und Angriffe viel persönlicher und scheuen in der Folge oft das Risiko. Sie erfahren also nicht unbedingt, dass auch sie mutig nach den Sternen greifen dürfen. Sehr stark wirken hier immer noch die traditionellen Rollenmuster, mit denen Frauen aufgewachsen sind und aus denen sie nicht so einfach aussteigen können. Später wirkt sich diese Art der frühen Prägung auf vielerlei Ebenen aus:

In der Persönlichkeit

  • Als Erwachsene verhalten Frauen sich oft angepasster, vorsichtiger und bescheidener. 
  • Sie sind harmoniebedürftiger, empfindsamer und eher von unterstützender Art.
  • Kurz: Sie wollen es allen recht machen und fühlen sich schnell für alles und jeden verantwortlich. Und dabei vergessen sie oft, es auch sich selbst recht zu machen!
  • Insgesamt sind sie somit mehr beziehungsorientiert und auf Kooperation ausgerichtet.

Im gesellschaftlichen Rollenbild 

  • Im Gegensatz zu Männern haben Frauen den Anspruch, alle Rollen (als Ehefrau, Mutter, Tochter, Freundin, Karrierefrau) perfekt zu erfüllen.
  • Mit diesem hohen Anspruch schreiben Frauen Männern unbewusst nach wie vor nicht die voll umfassende Rolle des Vaters zu, der sich selbstverständlich genauso um seine Kinder kümmert wie die Mutter. 
  • Denn sie zweifeln oft daran, ob der Mann auch wirklich in der Lage wäre, die emotionalen Bedürfnisse eines Kindes überhaupt zu erfüllen. 
  • Trotz allseits erlebbaren Wandels führen dieser Anspruch und das unterschwellige Misstrauen Männern gegenüber dazu, dass Frauen es selbst sind, die ihr Bild in der Gesellschaft einseitig mitprägen.

In der Karriere 

  • Da ihnen die Neigung zum Wettkampf fehlt, können Frauen das Erklimmen der Karriereleiter nicht spielerisch sehen. 
  • Während Männer sich als „perfekt für den Job“ erklären, prüfen und relativieren Frauen zigmal, statt einfach „Ich kann das!“ zu sagen.
  • Frauen sind eher sicherheitsfixiert und haben zudem eine negative Grundhaltung zu Fehlschlägen. 
  • Sie haben oft auch das Gefühl, dass sie mehr leisten und perfekter sein sollten. Meinen also, beweisen zu müssen, dass sie es als Frau „genauso gut“ können. 
  • Denn Männern wird oft schon im Voraus Kompetenz zugesprochen, während Frauen sich Kompetenz erst verdienen müssen. 

In der Kommunikation und im Verhalten 

  • Konsequente Ansagen zu machen fällt Frauen schwer. Sie befürchten, die – oft unbewusst an erster Stelle gesetzte – Beziehung zum Gegenüber zu zerstören. So scheuen sie direkte Auseinandersetzungen und den klaren Ausdruck von Bedürfnissen. 
  • Sie eiern also eher herum als auf den Punkt zu kommen: „Eigentlich möchte ich Dir sagen, dass …“ Doch sie sagen es indirekt, weil sie befürchten, dass sie sonst Ablehnung erfahren. 
  • Greift eine Frau durch, gilt sie schnell als zickig. Zeigt ein Mann klare Kante, gilt er als Entscheider. Wird ein Frau wütend, „hat sie sich nicht im Griff“. Wird ein Mann wütend, gilt er als leidenschaftlich und durchsetzungsstark. 
  • Doch Frauen wollen eben nicht als „empfindsame Zicke“ gelten und meinen, sich den Kollegen gegenüber entsprechend anpassen zu müssen.
  • Selbstbewusste Frauen dagegen, die nicht bereit sind, männliches Verhalten oder die zugeschriebenen Rollen zu übernehmen, sind unangenehme Störfaktoren in einem von männlichen Normen geprägten Getriebe. Sie werden daher mit erhöhter Aufmerksamkeit bedacht und „bekämpft“.

Im Wettbewerb mit anderen Frauen

  • Der kooperativen, loyalen und harmoniebedürftigen Art von Frauen steht allerdings auch das System „Stutenbissigkeit“ unter Frauen entgegen. Weibliche Rivalinnen werden gern mal „weggebissen“ und schlecht gemacht, um deren Wert zu mindern. Ein Verweis auf die biologische Vergangenheit, die Frauen emotional noch immer in sich tragen. 
  • Während unter Männern Konkurrenz eher als Ansporn aufgenommen wird und Neid auch eine Form von Anerkennung bedeuten kann, erleben Frauen Konkurrenz aus dem eigenen Geschlecht als weitaus bedrohlicher. 

Was empfiehlt sich Frauen, die gern Karriere machen wollen?


Solange Frauen weiterhin erwarten, dass sich erst mal „alles und alle anderen“ verändern sollten, wälzen sie ihren Frust einseitig auf Umfeld und Umstände ab. Um jedoch nachhaltige Veränderung zu erreichen, gilt es, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Sie sollten sich bewusst machen, wie wichtig es ist, auf eigenen Füßen zu stehen – ökonomisch nicht abhängig zu sein. Dem Umfeld, den Umständen oder der Vergangenheit die Schuld zuzuweisen ist nicht weiter zielführend. 

Frauen sollten sich auch fragen, welchen Anteil sie an ihrer Situation haben. Was sie dafür tun können, dass es anders läuft. Selbstverantwortung zu übernehmen bedeutet, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen. Eigens und selbst die Verantwortung dafür zu tragen, dass sie erfüllt werden. Es bedeutet auch, sich ein für allemal klar zu machen, dass es „rettende Prinzen auf weißen Schimmeln“ nur im Märchen gibt. Sie sollten sich dabei auch stets bewusst machen, wie viel des biologischen Erbes noch in ihnen steckt und wie sie dieses Erbe eigenständig beeinflussen können. 

Frauen sollten sich also mit ihrer Angst und ihrem Kopfkino auseinandersetzen, was wirklich passieren könnte, wenn sie nicht nur beziehungserhaltend und konfliktvermeidend, sondern selbstbestimmt und eigene Interessen und Bedürfnisse vertretend auftreten. Demzufolge gilt es Entscheidungen zu treffen und auch bereit zu sein, mit den Konsequenzen, die sich daraus ergeben, zu leben. 

Dazu ist eine klare und authentische Kommunikation erforderlich – nicht mädchenhaftes Verhalten, sondern souveränes Agieren auf Augenhöhe mit Männern. Eine Frau, die nach oben möchte, sollte für sich und ihre Stärken und Kompetenzen – ja – selbst und bewusst Werbung machen können. Dann sollte auch der Selbstverwirklichung nichts im Weg stehen.

Und wenn besser alles beim Alten bleiben soll?


Sicher ist es nicht leicht, eine über viele Jahre gepflegte Illusion aufzugeben, im Grunde genommen nicht für sein Leben verantwortlich zu sein, und aus dieser Opferrolle auszusteigen. Wer keine Entscheidung für sich trifft, trifft eben doch eine Entscheidung. Sie lautet: Ausharren und lieber anderen Dinge vorwerfen statt selbst ins Handeln zu kommen. Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung – fürs Ducken, Hinnehmen und Resignieren. Und wäre das wirklich eine Lösung?