Gescheitert im Job

Warum eine Kündigung immer auch eine Chance ist

Gekündigt. Weil ein Unternehmen umstrukturiert wird oder insolvent ist. Weil eine Abteilung oder ein Werk geschlossen wird. Oder weil man den Erwartungen nicht genügt hat. Diese ungewollte Veränderung ist für viele Menschen zunächst einmal ein Schock – und entsprechend reagieren sie darauf mit Lähmung, Ohnmacht oder Sprachlosigkeit. Die Kündigung bringt sie an einen Wendepunkt, an dem sie meist glauben, dass es nicht mehr weitergeht. Doch sie können lernen, diese Situation als Beginn von etwas Neuem für sich zu betrachten.

Was mache ich nur ohne meinen Job? Weshalb tut mir mein Unternehmen so etwas an? Und was denken nun meine Familie, die Freunde und die Kollegen über mich? Ich möchte am liebsten unsichtbar sein … Viele Menschen empfinden eine Kündigung oft als persönliches Scheitern: Jetzt bin ich ein Versager! An diesem Wendepunkt im Leben durchleben sie meist sehr gemischte Gefühle zwischen Schockstarre, Scham, Enttäuschung, Trauer und Furcht. Sie empfinden Demütigung und ihr Selbstwertgefühl leidet sehr.

Dabei vergessen viele, dass Kündigungen häufig gar nicht in ihrer Verantwortung liegen: Unternehmen durchlaufen Wandel, wirtschaftliche oder betriebliche Bedingungen können sich verändern und manchmal passt man tatsächlich nicht (mehr) in eine Rolle oder für eine Aufgabe. Wie auch immer: Wichtig ist zu verstehen, dass eine Kündigung nicht zwangsläufig durch eigenes Versagen ausgelöst wurde.

Was denken bloß die anderen über mich?

Ein wesentlicher Faktor für dieses Gefühl des Scheiterns ist die tatsächliche oder auch fantasierte Stigmatisierung, die mit einer Kündigung einhergehen kann. Unsere Kultur setzt beruflichen Erfolg mit Stabilität, mit einem sicheren Arbeitsverhältnis und mit regelmäßigen Einkünften gleich. Wenn man den Job verliert, hat man das Gefühl, diesen Erwartungen nicht gerecht geworden zu sein. Man glaubt, sich selbst und auch andere auf ganzer Linie enttäuscht zu haben und hat Angst davor, wie andere einen nun beurteilen könnten. Status und Ansehen zu verlieren, das ist besonders schlimm, wenn man sich gerade darüber definiert und sich nur dann wertvoll fühlt. 

Doch wie kann man aus diesem Gedankenkreisen herauskommen? Wie kommt man zu dem Punkt, eine Kündigung als Chance zum Neuanfang zu betrachten? Der erste Schritt kann darin bestehen, diese Situation am Wendepunkt bewusst anzunehmen. Man sollte sich Zeit zum Reflektieren geben, das Wechselspiel von Emotionen zulassen und sich gegebenenfalls auch professionell unterstützen lassen. Es ist verständlich, sich jetzt enttäuscht, verletzt und verunsichert zu fühlen. Es ist auch in Ordnung, seine Wunden zu lecken und in Selbstmitleid zu versinken. Der nächste Schritt kann dann sein, zu akzeptieren, dass etwas zu Ende gegangen ist – um nun zu prüfen, ob daraus auch etwas Neues entstehen kann.

Was bisher war, wird so nicht mehr sein

In diesem Wendepunkt steckt viel Gutes, sofern man sich bewusst darauf einlässt und versucht, einen Sinn darin zu finden. Genau da beginnt der Umbruch: mit einem Wechsel der Perspektive – einem Wechsel vom passiven Erleben zum aktiven Orientieren und Gestalten. Man kann die Zeit nutzen, um potenzielle Fehler oder Schwächen zu ergründen, um persönliche Ziele, Werte und Stärken zu überprüfen oder sie wieder neu zu entdecken. 

Anstatt weiterhin über das Scheitern zu grübeln, kann man sich auch darauf fokussieren, was man aus dieser Erfahrung lernen und mitnehmen kann. Dies kann Möglichkeiten eröffnen, sich weiterzuentwickeln. Es könnte die Chance sein, einen ganz anderen Weg einzuschlagen oder sich auf Bereiche und Tätigkeiten zu konzentrieren, die wirklich erfüllend sind, aber bislang eher unerreichbar schienen.

Jedes Leben stagniert auch mal

Erfolg und Misserfolg gehören zusammen und nichts geschieht ohne Nebenfolgen. Jeder Rückschlag kann eine wertvolle Erfahrung sein. Man sollte sich dafür nur nicht verurteilen. Stattdessen sollte man nicht vergessen: Die erfolgreichsten Forscher und Entwickler, Künstler und Kreativen haben manche Rückschläge erlebt, bevor sie triumphieren konnten. Auch eine Kündigung ist solch ein Rückschlag – na und. 

Eine positivere Betrachtung der Kündigung kann helfen, konstruktive Schritte vorwärts zu unternehmen. Das können Aktivitäten wie das Erstellen eines persönlichen Entwicklungsplans, die Teilnahme an einer Weiterbildung, der Beitritt in ein Business-Netzwerk und das Knüpfen neuer Kontakte sein. Es kann beispielsweise auch ein Social Sabbatical auf Zeit sein. Wichtig ist, dass man sich trotz allem wertschätzt und sich die Erlaubnis gibt, neu anzufangen und neu an sich zu glauben.


Scheitern im Job ist kein Ende, sondern meist nur ein Wendepunkt im Leben vieler Menschen. Eine Kündigung kann auch als Chance betrachtet werden, die eigenen Ziele zu überdenken, sich neu zu positionieren und neue Wege zu erkunden. Mit der richtigen Einstellung kann man aus Rückschlägen Kraft schöpfen und persönliche Weiterentwicklung erleben.