Das neue Jahr steht vor der Tür. Viele nehmen sich vor, etwas Wesentliches zu ändern oder zu erledigen – vielleicht sogar, endlich mal ein Coaching zu machen. Doch wie so mancher Vorsatz wird dies mit der Zeit immer wieder vertagt. Die wohl bekannte „Schwellenangst“ greift, die Angst vor dem Schritt vorwärts in die Veränderung.
Im Blick zurück an der Schwelle sehen wir das, was uns vertraut ist, im Guten wie im Schlechten. Damit können wir gewohnheitsmäßig umgehen. Im Blick nach vorn können wir nur spekulieren, wie das Künftige sein könnte. Diese Diskrepanz lässt uns zögern. Der Schritt könnte schließlich Auswirkungen haben. Etwas könnte gutgehen oder auch scheitern.
Besonders wenn es um ein Coaching oder auch um eine Psychotherapie geht, zeigen viele Menschen große Schwellenangst. Allein das Wort Therapie lässt sie zusammenzucken. Aber es ist doch so: Wer Probleme mit dem Auto hat, geht in die Werkstatt. Wer gesundheitliche Beschwerden hat, geht zum Arzt. Wer seine Buchhaltung erledigt haben will, sucht den Steuerberater auf. Das gilt als professionell gelöst und kompetent. Wer jedoch seelische Probleme hat, behält dies oft für sich – verdrängt sie mehr oder weniger erfolgreich. Und während die Schwelle beim Coaching vielleicht noch etwas niedriger liegt, weil das mittlerweile gesellschaftsfähig ist, wird Psychotherapie eher mit Schwäche oder Kranksein verbunden: sein Leben nicht meistern können, „nicht ganz richtig sein“.
Kompetent ist jedoch nicht nur, wer sich einen Steuerberater engagiert. Für mich ist es auch ein Zeichen von höchst individueller Kompetenz, wenn man sich bei persönlichen Schwierigkeiten oder in seelischer Not qualifizierte Unterstützung holt. Das verdient Respekt!
Früher schüttete man sein Herz eher bei der sonntäglichen Beichte aus. Heute ist alles unverbindlich, unpersönlich und ungewiss. In dieser Welt fühlen sich immer mehr Menschen verunsichert, ja, verängstigt. Psychotherapie, die sich solchen Konflikten widmet, ist jedoch stigmatisiert. Oft, weil keiner so genau weiß, was in einer Therapie passiert. Schwellenangst entsteht auch, weil man einen Gesichtsverlust befürchtet und sich in seinem Umfeld dann dafür schämen müsste. Schmerzt die Seele, neigt man deshalb eher zum Einbunkern, zum Aushalten und Verdrängen.
Es ist verständlich, dass man vor einem Coaching oder einer therapeutischen Sitzung Schwellenangst spürt. Es liegt jedoch in der Kompetenz des Coaches oder Therapeuten, dies wertschätzend aufzufangen. Ich persönlich wünsche mir, dass diese Schwellenangst gar nicht erst aufkommt. Als empathischer Mensch möchte ich dazu beitragen, dass Veränderung auch leicht sein kann.
Schwellen überschreiten will durchaus geübt sein. Wer mutig ist, schafft sich damit Raum für Entwicklung: einen Raum, in dem man mögliche Risiken wahrnimmt und zulässt, aber auch Chancen nutzt, um dann den ersten Schritt zu gehen. Vielleicht haben auch Sie unter diesen Voraussetzungen im neuen Jahr den Mut, sich professionell von einem Coach oder Therapeuten unterstützen zu lassen.