„Gut geplant ist halb gewonnen“, so lautet eine Redewendung. Wer sich Zeit nimmt, Dinge zielbewusst zu durchdenken und sorgfältig zu planen, sollte einen glatteren „Lauf“ haben. Auch der Weg in die Selbstständigkeit kann sich wie ein Ziellauf gestalten, Scheitern dennoch nicht ausgenommen.
Als ich mich als Coach und Beraterin selbstständig gemacht habe, hatte auch ich verschiedene Befürchtungen: Soll ich überhaupt? Wird es klappen? Braucht man mich überhaupt? Werde ich stets genug Arbeit haben? Ich habe quasi mein Scheitern schon vorweggenommen, bevor es überhaupt eintreten sollte – wie auch viele meiner Klientinnen und Klienten, die an einem Wendepunkt im Leben stehen. Dank guter Vorbereitung und einem Team, das mich bestens professionell mit Feedback begleitet hat, trat es nicht ein. Na ja, zumindest gab es schon kleinere Scheiter-Erlebnisse, deren Kurs ich jedoch bald korrigieren konnte.
Es ist ja auch so, dass man sich von der Begeisterung des Neubeginns und der eigenen Aufbruchstimmung mitreißen lassen sollte – sich freuen sollte, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und schließlich kann man nicht alles hundertpro im Leben absichern. Aber man kann zumindest starten in dem Wissen: Falls etwas schiefläuft, gibt es meist noch Optionen, noch einmal nachzubessern oder neu aufzusetzen. Ansonsten gibt es Leitplanken, an denen man sich entlanghangeln – und mit denen man sich vorab durchaus näher befassen kann. Zehn Punkte, die bei Ihrem Aufbruch in die Selbstständigkeit hilfreich sein können:
- Marktforschung
Analysieren Sie zuerst den Markt für Ihr Angebot, die Zielgruppe und die mögliche Konkurrenz. Es gilt, die Bedürfnisse und Probleme Ihrer potenziellen Kunden zu verstehen: Wie kann Ihr Angebot deren Bedürfnisse und Probleme lösen? Neben allen strategischen Aspekten ist allerdings auch die persönliche Komponente bei dieser Betrachtung wichtig: Ist das ein Markt und eine Branche, deren Dynamiken zu Ihrem Naturell passen? Sind Ihre Kunden von der Art, dass Sie gern und auf lange Zeit mit ihnen arbeiten möchten? Verzichten Sie für Ihr Angebot vielleicht auf das, was Ihnen persönlich wichtig: Werte, Haltung, Qualitätsverständnis? - Businessplan schreiben
Einen soliden Businessplan erstellen – klar, gehört dazu. Das ist unter anderem für den Fall wichtig, dass Sie sich mit der Arbeitsagentur im Rücken selbstständig machen möchten. Er beinhaltet die Beschreibung Ihrer Geschäftsidee, die Marktanalyse, Ihre Marketingstrategie, die Finanzplanung und Ihre weiteren Ziele. So ein Plan ist auch erforderlich, um Finanzierungen zu bekommen. Er kann auch eine Leitplanke auf Ihrem Weg sein: Indem Sie im Detail verschriftlichen, was Sie motiviert und was Sie auf welche Weise erreichen möchten, wird Ihr „Projekt Selbstständigkeit“ sehr konkret. - Sich im Prozess begleiten lassen
Auf dem Weg in die Selbstständigkeit ist es hilfreich, einen Sparringspartner zur Seite zu haben. Das sind nicht unbedingt Lebenspartner oder beste Freunde, die Ihnen sowieso nur Gutes wünschen, mit Kritik jedoch eher zurückhaltend sind. Unterwegs können schließlich diverse „Wenns“ und „Abers“ aufkommen, die sich besser mit neutraler professioneller Unterstützung auffangen und klären lassen. Selbstständig sein bedeutet, „sich zu zeigen“. Das kann Ängste aller Art auslösen: die Angst, mit seinem Angebot abgelehnt zu werden, die Befürchtung, das Umfeld könnte angesichts der Ambitionen die Augen verdrehen – oder die Katastrophenerwartung, dass nach dem Start alles den Bach hinuntergeht. Ein Coach kann Ihnen hier Ermutigung und Bestärkung geben. Gemeinsam können Sie daran arbeiten, ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln und authentisch zu sein. - Das Perfekt sein wollen nicht übertreiben
Manche Gründerinnen und Gründer scheitern am eigenen Perfektionismus und daran, dass sie sich viel zu sehr im Kleinklein verlieren. Wichtig ist, dass sie ihren Startpunkt für den Aufbruch finden und dann einfach Schritt für Schritt weitergehen. Denn sie „dürfen“ ihren Marktauftritt oder die Büroeinrichtung jederzeit noch einmal nachjustieren. - Zeitmanagement trainieren
Zeitmanagement und Organisationskompetenz sind entscheidend für den Erfolg in der Selbstständigkeit. Lernen Sie Techniken wie die Eisenhower-Matrix kennen, um Ihre Aufgaben zu priorisieren, und erstellen Sie eine To-do-Liste – auf Papier oder mit App-Unterstützung. Das hilft Ihnen, den Überblick zu behalten und relevante Termine und Fristen einzuhalten. - Selbstfürsorge üben
Die Selbstständigkeit kann mental und körperlich anstrengend sein. Achten Sie auf Ihre Gesundheit und auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Stichwort Zeitmanagement: Planen Sie auch Zeit für Erholung und persönliche Interessen ein. Dazu gehören Pausen, sportliche Aktivitäten und Zeit mit Familie und Freunden. Selbstfürsorge ist wichtig, um langfristig produktiv und motiviert zu bleiben und einen Burnout zu vermeiden. - Finanzierung sichern und Rechtsform klären
Berechnen Sie den Kapitalbedarf für Ihre Geschäftsidee und stellen Sie sicher, dass Sie ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung haben: aus Eigenkapital, Darlehen, Fördermitteln oder Investitionen. Sie benötigen zudem Reserven, um die Anfangsphase ohne Aufträge zu überbrücken. Wählen Sie dann eine passende Rechtsform für Ihr Unternehmen: Einzelunternehmen, GmbH oder andere. Lassen Sie sich gegebenenfalls von einem Rechtsanwalt oder Steuerberater zu den Vorteilen und steuerlichen Konsequenzen der Rechtsformen beraten. - Gesetzliche und bürokratische Anforderungen klären
Klären Sie alle Anforderungen, die mit der Gründung Ihres Unternehmens verbunden sind: zum Beispiel eine erforderliche Gewerbeanmeldung, die Beantragung Ihrer Steuernummer sowie notwendige Genehmigungen und Versicherungen. Achten Sie darauf, dass alle rechtlichen Aspekte ordnungsgemäß erfüllt sind, um spätere Probleme zu vermeiden. Überprüfen Sie, welche Versicherungen für Ihr Unternehmen notwendig sind: zum Beispiel eine Berufs- oder Betriebshaftpflichtversicherung oder Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Stellen Sie sicher, dass Sie ausreichend versichert sind, um Risiken abzudecken und Ihr Unternehmen zu schützen. Gegebenenfalls hilft Ihnen ein Versicherungsberater, den geeigneten Versicherungsschutz zu finden. - Marketing und Vertrieb planen und ein Netzwerk aufbauen
Entwickeln Sie eine auf Sie (!) zugeschnittene Strategie, um Ihre Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben und zu verkaufen. Über welche Kanäle – Social Media, Online-Marketing, Suchmaschinenoptimierung, E-Mail-Marketing oder Networking – können Sie Ihre Zielgruppe am einfachsten erreichen? Auch hier sollten Sie überprüfen, was Sie gern und weniger gern tun: Social Media oder Kaltakquise per Telefon sind vielleicht nicht Ihr Ding. Dann braucht es Alternativen oder Unterstützung durch Dienstleister. Hilfreich ist ein Netzwerk von Geschäftskontakten, Mentoren und Unterstützern, die Rückmeldung und Tipps geben können. Nutzen Sie Branchen- und Networking-Events sowie Online-Plattformen, um neue Kontakte zu knüpfen und Beziehungen zu pflegen. - Regelmäßig in sich selbst investieren
Oft unterschätzt wird auch das Investment in sich selbst. Bleiben Sie über Entwicklungen in Ihrer Branche und Ihrem Fachgebiet auf dem Laufenden. Nutzen Sie Fortbildungen, um Ihr Wissen und Ihre Kompetenzen zu erweitern. Kontinuierliches Lernen ist entscheidend, um konkurrenzfähig zu bleiben und auf dem neuesten Stand zu sein. Das gilt auch für Themen, die Sie vielleicht noch daran hindern, Ihre Ziele zu erreichen: Im Coaching können Sie solchen Themen auf den Grund gehen.
Indem Sie solche Aspekte sorgfältig planen und nach und nach umsetzen, können Sie Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Selbstständigkeit erheblich erhöhen. Wie gesagt: Scheitern kann auch mal drin sein, dann ist es gut, wenn Sie daraus lernen und Ihre Strategien entsprechend anpassen. Rückschläge sind Teil des Prozesses und bieten immer auch wertvolle Lektionen, die Ihnen helfen, stärker und klüger zurückzukommen.
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